Am Wochenende fanden in Crissier, nach einjähriger Abstinenz, die Schweizermeisterschaften der Elite statt. Der TTC Young Stars Zürich wurde dabei von sechs SpielerInnen vertreten: Dominik Moser, Samir von Däniken, Paula Truöl, Tobias Klee, Julian Busslinger und Nemo Milos (nur Doppel). Vereinsikonen Sandra Busin und Ilona Renold hatten ihre Teilnahme, wegen Corona-Folgen resp. Verletzung leider absagen müssen. Als Coach stand YSZ-Legende Markus Baumann im Einsatz.

 

Aufgrund der Absenzen der beiden Topfavoriten Lionel Weber (verletzt) und Rachel Moret (WTT Grand Smash, Singapur) waren dieses Jahr die Meisterschaften so ausgeglichen besetzt wie noch nie. Und so viel vorweggenommen: es wurde ein wirklich aussergewöhnliches Wochenende. 

 

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Wie üblich startete die SM am Samstag Morgen mit dem Mixed Doppel, wo drei YSZ-Paarungen an den Start gingen: Tobias erkämpfte sich zusammen mit Svenja Holzinger (Wädenswil) einen Sieg im Startspiel, bevor die späteren Schweizermeister im Achtelfinal Endstation bedeuteten. Samir und Paula gewannen zum Auftakt dank klugem taktischen Spiel ein extrem enges Match gegen ein Tessiner Duo, bevor es nun gegen Simonet/Vendé, Dauergäste auf dem Podium in dieser Serie seit vielen Jahren, ging. Die Stadtzürcher zeigten eine sehr starke Leistung, zogen aber in vier Sätzen knapp den Kürzeren.

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51927621786 01b492286c kFotos: STT/René Zwald/Jonas von Sachs

 

Dominik, der ursprünglich mit Sandra an vierter Stelle gesetzt gewesen wäre, erreichte mit Cynthia Lilly (Basel) ebenfalls die zweite Runde, wo sie gegen die nachmaligen Finalisten ein sensationelles Spiel machten und tatsächlich beim Stande von 1:0 und 10-6 vier Chancen auf eine 2:0-Satzführung hatten. Leider gaben sie diesen Satz doch noch aus der Hand und fanden danach den Faden nicht mehr.51928257775 d95f39533d o

 

Im Herren Doppel fanden Julian und der extra fürs Doppel angereiste Nemo, der sein SM-Debüt machte, lange Zeit gegen Memmi/Champod nicht ins Spiel. Erst als man im dritten Satz etwas ruhiger agierte und es einige sehenswerte Punkte zu bewundern gab, konnte man sich gegen Satzende eine leichte Führung erspielen, die die beiden Young Stars jedoch nicht zum Satzgewinn nutzen konnten.

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Für Samir hatte es einige Tage zuvor bereits schlechte Nachrichten gegeben, denn auch sein Doppelpartner Nick Rütter (St. Gallen) musste seine Teilnahme coronabedingt absagen. Mit Thilo Vorherr (Pratteln), der im Einzel später sensationell das Viertelfinal erreichte, konnte er eine ganz enge Partie gegen Renold/Riesco mit 3:2 für sich entscheiden. Auch im Achtelfinale war man gegen die neuen Schweizer Meister Hardmeier/Schärrer nicht chancenlos. Mehr als ein Satzgewinn liessen die jungen Neuhausener jedoch nicht zu. 

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Gespannt war man vor allem auf den Auftritt von Dominik und Tobias, die diese Saison in der NLB noch ungeschlagen sind (und dabei auch schon eine maximal klassierte Paarung besiegen konnten). In den ersten zwei Runden wurden die beiden Westschweizer Paarungen C. Schafter/Demichel und Loiseau/Sorrentino, dank hoch konzentriertem Auftritt, in die Schranken verwiesen. Insbesondere im Achtelfinale gelang es dem gefährlichen Verteidiger Loiseau vom Tabellenführer der NLB-Ostgruppe Silver Star komplett aus dem Spiel zu nehmen. Im Viertelfinale wartete mit Stoll/Giroud eine ähnliche Paarung. Die beiden Spieler vom amtierenden Schweizer Meister CTT ZZ-Lancy agierten aber deutlich aggressiver und überfuhren unsere Topcracks mit 3:0, was gleichbedeutend war mit dem Ende der Medaillenträume.

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Im Damen Doppel, welches, genau wie das Mixed und Damen Einzel, aufgrund der vielen Absenzen, neu ausgelost wurde, bekamen Paula und Svenja es im Viertelfinal mit Stefanie Sandri (Thun) und Jessica Mathys (Lyss) zu tun. In einem hart umkämpften Match war allen Beteiligten anfänglich anzumerken, dass es hier um eine grosse Chance auf einen Medaillengewinn ging. Die beiden Bernerinnen konnten ihre anfängliche Nervosität schneller ablegen und gingen mit 1:0 und 2:1 in Führung. In Satz vier sah sich das Duo aus dem Kanton Zürich dann gar mit zwei Matchbällen konfrontiert. Mit dem Rücken zur Wand konnten die beiden aber glücklicherweise zulegen und sich in den Entscheidungssatz retteten. Und hier zeigte Paula dann ihr bestes Tischtennis. Klug lanciert von einer wirklich überragenden Svenja konnte sie im fünften Durchgang viele mutige Angriffe zum Punkt und letztlich zum vielumjubelten Sieg durchbringen. Es war für beide die erste Medaille an einer Elite SM.51926662627 36bd713ec0 o

 

Am Sonntag Morgen duellierten sich Paula und Svenja dann mit Alexandra Tchalakian (ZZ-Lancy) und Ludivine Maurer (Bernex) um einen Platz im Endspiel. Angetrieben von sämtlichen Zürchern auf der Tribüne, sowie von ihrer Vereinskollegin Cris Tugui (welche die Damenmeisterschaft im Wädenswiler Dress bestreitet) und Wädenswils Trainerin Sonja Wicki (ex-YSZ) auf der Trainerbank, wehrte sich Team Zürich mit all ihren Mitteln. Gegen die favorisierten Westschweizerinnen fanden Paula und Svenja immer besser ins Spiel hinein, unterlagen aber schliesslich wegen zu vieler Eigenfehler mit 0:3, dies nach einer zwischenzeitlich deutlichen Führung im letzten Satz.51927722518 27c22911ee o

 

Im Damen Einzel traf die neu an siebter Position gesetzte Paula direkt im Achtelfinal auf Candela Perez (Silver Star). Leider gelang der gebürtigen Spanierin in diesem Spiel wirklich alles. Was immer Paula versuchte, ihre Gegnerin wusste eine Antwort. So resultierte für unsere Aktuarin bei ihrer vierten Elite SM mit 0:4 das vierte Aus im Achtelfinal. Allzu viel konnte sich Paula aber auch nicht vorwerfen, denn Perez spielte an diesem Wochenende sensationell und war im Viertelfinal gegen die spätere Vizemeisterin bei ihrer sehr knappen 2:4-Niederlage lange Zeit ebenbürtig. Dennoch waren die Gefühle bei Paula, die eine sehr starke Saison spielt (darunter auch der Titel bei den Damen A/B an der OTTM), im Anschluss etwas gemischt: “Ich freue mich natürlich über die Medaille, aber wir hatten auch Glück mit der Auslosung und ich hätte insgesamt gerne etwas besser gespielt. Im Viertelfinal war ich sehr nervös und hab nur am Ende eine gute Leistung zeigen können. Im Einzel und auch im Doppel-Halbfinal wäre wahrscheinlich ein bisschen mehr möglich gewesen.” 

 

Der Titel in dieser Kategorie ging erstmals an ex-YSZ’lerin Elmira Antonyan (Wetzikon), die sich gegen Alexandra Tchalakian durchzusetzen wusste und somit zur ältesten Titelträgerin überhaupt avancierte. Céline Reust, Finalistin im Jahr 2020 und in Abwesenheit von Moret die Favoritin, wurde im Viertelfinal Opfer der grössten Sensation dieser Schweizermeisterschaften, als sie der erst 15-jährigen Fanny Doutaz (Châtelaine) nach sieben mitreissenden Sätzen unterlag.

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Im Herren Einzel musste Julian (mal wieder) in der ersten Runde gegen Daniel Memmi (Carouge) antreten, der über sehr viel Erfahrung und ein schlaues Konzept gegen Abwehr verfügt. Die ersten beiden Sätze gingen klar an den Romand, danach glich sich das Spiel jedoch erfreulicherweise aus. Julian konnte zum erstem Mal gegen Memmi einen Satzgewinn verbuchen, mehr lag aber leider nicht drin.

 

Samir machte gegen den höher klassierten Chaitanya Vepa (Meyrin) ein tolles Spiel, das die YSZ-Fans (in Wirklichkeit war es nur einer, doch dieser machte mehr Stimmung als 50 andere Supporter zusammen) von den Sitzen riss. Konsequent spielend ging Samir jeweils mit 2:0 und 3:2 in Führung, ehe Vepa jeweils postwendend der Satzausgleich gelang. Es folgte nun der dramatischste siebte Satz der ganzen SM. Das Momentum schwankte immer wieder von der einen Seite zur anderen, ehe Samir beim Stande von 10-9 zum Matchball kam. Als hier Vepas Topspin in Samirs Rückhand kam, setzte die YSZ-Legende zum “Behind the back-Shot” an, etwas das Samir in den letzten Jahren mit grosser Regelmässigkeit gelungen ist (darunter auch diese Saison in der NLB). Der TK-Chef von YSZ traf den Ball gut und die Kugel landete….zwei Zentimeter neben der Platte!!! Es wäre der Schuss des Turniers und der legendärste verwertete Matchball an einer SM seit etlichen Jahren gewesen. So aber gewann Vepa schliesslich 12:10. Die Verzweiflung und der Diskussionsbedarf beim Anhang war gross. Dies war dennoch eine sehr starke Leistung von Samir, denn Vepa gelang anschliessend die Überraschung der zweiten Runde, als er den favorisierten Dorian Girod (ZZ-Lancy) in einem weiteren Siebensätzer aus dem Turnier kegelte.

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Tobias stieg, wegen der zuvor erwähnten Abwesenheit von Nick Rütter, erst in der zweiten Runde ins Spielgeschehen ein. Sein Gegner war mit Sam Boccard (ZZ-Lancy) die Nummer sechs des Turniers. Der Stadtzürcher - mit einer Fussverletzung leicht handicapiert - kämpfte unerschrocken, unterlag aber letztlich, trotz starker Leistung und einem Satzball im dritten Satz, glatt mit 0:4.

 

Für Dominik, YSZs Nummer eins und Aushängeschild, begann die SM gegen Thomas Rosenast (St. Gallen), den die Vereinslegende, der an der unvergesslichen letzten Austragung im Einzel auf legendärste Weise das Viertelfinal erreicht hatte, deutlich mit 4-1 im Schach hielt. In der zweiten Runde kam es dann zu einem ganz speziellen Spiel, denn auf der anderen Seite der Platte stand ihm sein langjähriger Trainingspartner Filip Karin (Neuhausen), seit fast zehn Jahren ein sehr willkommener und gern gesehener Gast im YSZ-Training, gegenüber. Dominik startete, auch weil er Filip erst einmal hatte besiegen können (es war aber ein legendärer Sieg), in der Aussenseiterrolle. Doch manch einer erinnerte sich: unter nahezu identischen Voraussetzungen war er 2020 in das Zweitrunden-Match gegen Boccard gegangen und hatte seinen Angstgegner in sieben Sätzen zur erstmaligen Achtelfinalqualifikation bezwingen können (dabei machte er im Entscheidungssatz eine 3:6-Hypothek wett). Leider vermochte Dominik dieses Jahr nur phasenweise über sich hinauszuwachsen und der insgesamt konstantere Filip entschied eine durchaus sehenswerte Partie mit 4:2 für sich. 

 

Für Filip ging es nun im Achtelfinal gegen Yanick Taffé (ZZ-Lancy), mit dem er im Herren Doppel die Bronzemedaille holte. Der im Neuhausener Dress agierende Zürcher war an den letzten vier Austragungen immer in dieser Runde hängen geblieben (meistens in Matches auf absoluter Messers Schneide). Dementsprechend entschlossen startete Filip die Partie und donnerte seinem Doppelpartner in den ersten drei Sätzen die Bälle komplett um die Ohren. Der Platz im Viertelfinal war gesichert…dachte man sich. Denn nun begann der sympathische und wie immer tadellos fair agierende Taffé eine unfassbare Aufholjagd. So entschied der Linkshänder die nächsten drei Durchgänge ebenso deutlich für sich und lag auch im Entscheidungssatz mit 6-3 in Front. “Bitte nicht schon wieder im Achtelfinal nach einer guten Ausgangslage ausscheiden”, beschrieb Filip seinen Gedankengang (und den seiner Fans) zu diesem Zeitpunkt. Glücklicherweise gab es aber noch eine Wende. Dank den Anweisungen von Coach Tobias (eine altbewährte Erfolgs-Kombination, u.a. bei der NW SM 2015) kehrte Filip wie verwandelt vom Time-Out zurück. Dank einer aggressiveren und entschlosseneren Spielweise setzte er einen etwas nervöser gewordenen Taffé unter enormen Druck und drehte den Durchgang schliesslich mit 11-8 doch noch zu seinem Gunsten. Die emotionale Explosion bei allen Zürchern kannte im Anschluss keine Grenzen. 

 

Am Sonntag traf Filip dann im Viertelfinal auf Loïc Stoll (ZZ-Lancy). Leider war hier der junge Verteidigungskünstler, der in letzten Jahren an nationalen Endkämpfen regelmässige für gigantische Sensationen sorgt (darunter auch 2020), der deutlich bessere Spieler und so gingen Filips Hoffnungen auf das Podium in vier Sätzen zu Ende. 

 

Im Finale standen sich dann erstmals seit sechs Jahren zwei Teenager gegenüber: Barish Moullet (La Chaux-de-Fonds) und Elias Hardmeier, Filips Teamkollege bei Neuhausen. Die beiden besten Schweizer Spieler mit Jahrgang 2002 hatten je zweimal hart zu kämpfen gehabt, waren aber an jenem Wochenende trotzdem diskussionslos die überragenden Akteure. Nach zwei spektakulären Sätzen, welche beide mit 11-9 an Moullet gingen, spielte sich der Neuenburger, der am Sonntag den Tag seines Lebens erwischte, in einen totalen Rausch und entschied das Endspiel schliesslich überraschend deutlich mit 4-0 für sich. Für Moullet, eine Woche nachdem er am Top 16 in Montreux gegen Tischtennislegende Timo Boll antreten durfte, war es der erste Schweizer Meistertitel.

 

Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle noch einmal an Paula zu ihrer Medaille!

 

 

 

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Resultatübersicht

9. Rang Mixed Doppel: Tobias Klee und Svenja Holzinger (Wädenswil)

9. Rang Mixed Doppel: Dominik Moser und Cynthia Lilly (Basel)

9. Rang Mixed Doppel: Paula Truöl und Samir von Däniken

3. Rang Damen Doppel: Paula Truöl und Svenja Holzinger (Wädenswil)

5. Rang Herren Doppel: Dominik Moser und Tobias Klee

9. Rang Herren Doppel: Samir von Däniken und Thilo Vorherr (Pratteln)

9. Rang Damen Einzel: Paula Truöl