“Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen!” Mehr konnte ein überglücklicher Noe Keusch am Nachmittag vom Sonntag, den 23. Februar 2020, in der Halle des Sportzentrums Bois-des-Frères in Châtelaine nicht sagen. Bereits vor Spielbeginn war klar, dass die Finalrunde des Nachwuchs-Ranglistenturniers dieses Jahr historisch für YSZ sein würde. Denn mit Jill Wildberger in der Kategorie Mädchen U15 war erstmals seit Seraina Heer (im Jahr 2007) eine YSZ-Dame mit dabei. Und doch gab es auch das Potenzial in einer weiteren Hinsicht ein unvergesslicher Tag zu werden: In der Kategorie Knaben U13 waren Noe Keusch und Severin Scherer die zwei bestklassierten Spieler. Die Chancen auf den ersten Titel seit der allerersten Austragung im Jahr 2005 (als Noe, Sevi und Jill noch nicht auf der Welt waren) waren also so gross, wie schon lange nicht mehr. Begleitet wurden die drei Junioren, neben ihrer Familie, auch noch von drei Coaches: Profitrainer Markus Baumann, Samir von Däniken und Emre Imamoglu. Für die beiden Vorstandsmitglieder war es der erste Coaching-Einsatz an einer Top 8.

 

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Fotos: STT/Jacques Troeder

 

Bei den Mädchen U15 hatte sich im Februar etwas ereignet, das man wohl so noch nie gesehen hatte: gleich drei Teilnehmerinnen mussten sich vom Turnier abmelden, darunter auch Lotta Pelz (Neuhausen), eine der drei klar stärksten Spielerinnen. Hinter den beiden haushohen Favoritinnen Nina Tullii (La Chaux-de-Fonds) und Fanny Doutaz (Châtelaine) war also so ziemlich jeder Ausgang denkbar. 

 

Jill, die am Top 24 (bzw. Top 16) durch eine von A bis Z einfach nur überragende Leistung den sensationellen fünften Rang ergattert hatte, startete also ambitioniert gegen Julia Cifrek (Basel). Zwar hatte der Auftritt noch Verbesserungspotenzial, doch am Ende resultierte ein 3:0-Erfolg, auch weil Jill im wichtigen zweiten Durchgang einen Satzball abwehrte. Leider sollte ihr im zweiten Match gegen Dilana Tassin (Lausanne) nichts gelingen, was ein schnelles 0:3 zur Folge hatte. 

 

Dies steckte sie aber gut weg, als sie gegen Elisa Fischer (Vernier), gegen die sie am Top 24 eine ihrer zwei Niederlagen hatte hinnehmen müssen, ihre Kontrahentin in den ersten beiden Durchgängen regelrecht an die Wand spielte. Der dritte Satz verlief dann lange ausgeglichen, bevor Fischer, deren Teilnahme erst zwei Tage vor dem Top 8 feststand, anfing eine Aufholjagd zu starten, während Jill einige Eigenfehler beging. Im Entscheidungssatz legte Jill dann wieder vor und war beim Stand von 6:2 auf der Siegesstrasse. Leider gelang der Westschweizerin, mit der Jill an der kommenden Nachwuchs SM im U15 Mädchen Doppel an den Start gehen wird, nochmals ein Comeback, womit die YSZ’lerin sich in einer sehr dramatischen Partie, nach beidseitigen Time-Outs, wie schon am Top 24 mit 8:11 im fünften Durchgang geschlagen geben musste. Mit dieser Niederlage haderte die Stadtzürcherin dann länger und lag auch im letzten Spiel vor der Mittagspause gegen Naomi Vogel (Silver Star) nach drei Sätzen im Hintertreffen. Dank einem Wachrüttler von ihrem Coach raffte sich Jill, trotz Halsschmerzen, nochmals auf und riss den vierten Durchgang noch an sich, bevor sie im Entscheidungssatz schnell die Weichen stellte und ihren zweiten Sieg sicherte.

 

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Nach einer längeren Pause kamen dann am Nachmittag die Spiele gegen Doutaz und Tullii, die am kommenden Wochenende beide an der Elite SM starten werden, welche beide logischerweise mit einer 0:3-Niederlage endeten. Zum Abschluss ging es dann noch gegen Yara Stoll (ZZ-Lancy), eine weitere Spielerin, gegen die Jill am Top 24 noch klar gewonnen hatte. Leider fand Jill, wie schon den ganzen Tag, nicht ganz zu ihrem Spiel und unterlag in drei Sätzen, womit sie ihr erstes Top 8 auf dem sechsten Rang beendete (der dritte Platz ging an Fischer, die angesichts ihrer Leistung ihre Medaille mehr als verdiente).

 

“Ich bin momentan schon etwas enttäuscht, denn es hätte heute sicher besser laufen können”, kommentierte Jill ihren Tag, “Es war aber trotzdem sehr cool an diesem Turnier zu spielen.” Ähnlich fiel auch das Fazit von Vizepräsident Emre aus, der bei allen 14 Spielen (Qualifikation und Finalrunde) auf der Trainerbank sass: “Es haben ein paar Faktoren dazu beigetragen, dass es nicht Jills Tag sein sollte. Ich denke es hat ihr sicher die Erfahrung gefehlt. Mir übrigens auch. Aber ich bin zuversichtlich, dass sie dennoch viel von heute für die SM mitnehmen kann." Gross braucht die Enttäuschung bei Jill wirklich nicht zu sein, da bereits die Qualifikation fürs Top 8, in ihrem erst zweiten Jahr als lizenzierte Spielerin, ein beachtenswerter Erfolg ist.

 

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Bei den Knaben U13 waren die Ziele von Noe und Severin, die beide im Vorjahr an diesem Turnier eine bittere Enttäuschung hatten hinnehmen müssen (besonders Sevi), natürlich sehr hoch. Noe, nach seinem Turniersieg am Top 24 der klare Turnierfavorit, startete gegen Fedor Abalakov (Worb). Dank einem soliden Auftritt gelang dem besten Junior unseres Vereins auch ein klarer 3:0-Erfolg. Für Severin versprach der Auftakt deutlich härter zu werden. Er traf auf Abishek Vepa (Meyrin), gegen den er bei der letztjährigen Austragung acht Matchbälle vergeben hatte, eine Niederlage, welche ihm den dritten Rang gekostet hatte. Severin, in seinem zweiten Jahr bei YSZ, startete mit derselben Taktik, mit der er Vepa am Top 24 noch geschlagen hatte, musste aber den Startsatz nach zwei Satzbällen abgeben. In der Folge steigerte sich Vepa dann markant und konnte mit 11:9 nachdoppeln. Als dann Vepa zu Beginn des dritten Durchgangs davonzog, schien die Sache aussichtslos zu sein. Dank dem Time-Out von Markus fing sich Severin dann wieder und drehte den Satz tatsächlich noch - nach abgewehrtem Matchball! Und damit kippte das Pendel auf sehr dramatische Weise und ehe sich die Zuschauer versahen führte Sevi im fünften Durchgang mit 10:7. Leider gab es danach ein sehr unschönes Déjà-vu: Nach vier vergebenen Matchbällen unterlag Sevi Vepa schliesslich mit 11:13.

 

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In den nächsten beiden Spielen konnte Noe seine Favoritenrolle rechtfertigen und Samuel Durrleman (UGS-Chênois) und Maël Michaelis (Burgdorf) klar distanzieren. Severin, hingegen, hatte am Sonntag offenbar vor seine Anhänger auf die Folter zu spannen. In seinem zweiten Match traf er auf die Nummer vier seiner Alterskategorie, Roberto Cambra (La Chaux-de-Fonds). Diesmal lief alles umgekehrt zum Startspiel: Severin gewann die ersten beiden Sätze in absoluter Extremis, bevor er eine wahrhaft irre Begegnung nach gegnerischem Matchball an sich riss. Auch das letzte Spiel vor der Mittagspause war nichts für schwache Nerven. Gegen einen taktisch sehr clever agierenden Adrian Gerber (Rapid Luzern) gewann der YSZ‘ler aber mit 15:13 im vierten Satz.

 

Das erste Spiel am Nachmittag war dann das vereinsinterne Battle. Aufgrund der Klassierungen und den bisherigen Direktbegegnungen lag die Favoritenrolle bei Noe. Und dies wurde in den ersten beiden Durchgängen klar bestätigt, als Noe diese mit 11:4 und 11:3 gewann. Auch zu Beginn des dritten Satzes eilte Noe, der seit letzten Sommer die Sportsek in Uster besucht, schnell auf 4:0 davon, ehe Sevi ein Time-Out nahm. Und in der Folge drehte dieser dann richtig auf, wodurch auch richtig sehenswerte Ballwechsel zustande kamen. Jetzt war es ein ausgeglichener Kampf, wo das Pendel zwischen den beiden Freunden hin und her schwankte. Plötzlich stand es tatsächlich 7:4 für Sevi, bevor Noe beim Stande von 10:8 zu zwei Matchbällen kam. Mit vier Punkten in Serie konnte ein aufopferungsvoll kämpfender Severin aber doch noch mit 12:10 auf 1:2 verkürzen. Doch zu mehr reichte es nicht. 11:7 lautete das Verdikt im vierten Satz für den Sportschüler, dem somit die Revanche für die Niederlage im Vorjahr gelang. 

 

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In der fünften Runde war Noe dann auch für Gerber eine zu hohe Hürde, während Sevi eine sehr vermeidbare Niederlage in vier Sätzen gegen Durrleman einstecken musste. Von diesem Rückschlag erholte er sich aber gut und distanzierte dann Abalakov deutlich, während Noe Cambra deklassierte, was zur Folge hatte, dass sein letztes Spiel gegen Vepa effektiv einem Finale gleichkam.

 

In seinem letzten Match des Tages traf Sevi auf Michaelis. Wie schon den ganzen Tag musste der YSZ’ler ans absolute Limit gehen und sah sich mit einer sehr ärgerlichen 1:2-Satzhypothek konfrontiert. Dank den Anweisungen von Samir gab Severin in den letzten beiden Sätzen aber insgesamt nur noch sechs Punkte ab und wahrte somit seine Chancen doch noch das Podium zu erreichen. Alle Augen schauten somit dann auf die Begegnung zwischen Abalakov und Durrleman, wo ein Sieg für den noch sieglosen Abalakov Sevi die Bronzemedaille bringen würde. Leider drehte Durrleman die Partie nach einer 0:2-Hypothek, womit Sevi vier Siege aufwies, genau wie Durrleman, der auch gegen Gerber über die volle Distanz hatte gehen müssen, und Cambra. Da Cambra gegen Durrleman mit 11:9 im fünften Satz gewonnen hatte entschied das Satzverhältnis die Endplatzierungen. Und aufgrund des schlechtesten Satzverhältnisses landete Severin auf dem fünften Rang, während Platz drei somit überraschend an Durrleman ging. Somit verpasste der YSZ’ler zum zweiten Jahr in Serie seinen ersten Podestplatz an einer Top 8 aufgrund von vergebenen Matchbällen gegen Vepa (diesmal wäre es sogar Platz zwei gewesen). Verständlicherweise war Severin, der am Top 24 noch Dritter geworden war (aufgrund des schlechtesten Satzverhältnisses), darüber sehr enttäuscht.

 

“Manchmal fehlt nun mal ganz wenig. Und Severin hatte heute mit gleich drei ungünstig ausgegangenen Fünfsätzern einfach kein Glück. Besonders der Auftritt am Anfang war aber sehr stark”, äusserten sich Markus und Samir zu der Leistung von Sevi. Lange wird der Aargauer, der in seinen anderthalb Jahren bei YSZ eine enorme Bereicherung für den Verein geworden ist, nicht auf die Chance zur Wiedergutmachung warten müssen, denn schliesslich finden in vier Wochen in Schaffhausen die Nachwuchs Schweizermeisterschaften statt. “Ich konnte leider nicht immer mein Spiel spielen und musste ein bisschen häufig über den Entscheidungssatz gehen. Momentan bin ich noch frustriert, dass es erneut nicht fürs Podest gereicht, aber nächstes Mal klappt es!”, kommentierte der 12-Jährige seinen Tag. 

 

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Parallel dazu kam es, wie schon vor zwei Jahren (damals im U11), zum “Finale” zwischen den beiden besten U13-Spielern des Tages: Noe und Vepa. Der Blondschopf wusste, dass auf ihn eine sehr harte Aufgabe wartete, auch weil er alle fünf bisherigen Aufeinandertreffen mit dem Westschweizer verloren hatte, wobei zwei Niederlagen im Jahr 2018 besonders bitter gewesen waren: die bereits erwähnte am Top 8 und diejenige im dramatischen Halbfinal an der Nachwuchs SM. Allerdings hatten Markus und der am Sonntag abwesende Julian Busslinger die Niederlage am Top 24 aufgrund der Videoaufnahmen sehr präzise analysieren können und sich eine Taktik fürs Spiel gegen den Jüngsten der drei Vepa-Brüder ausgedacht. In einem ersten Satz, der auf einem unfassbar hohem Niveau gespielt wurde, wahrte Noe glücklicherweise mit 11:9 die Nerven, bevor Vepa schnell wieder der Satzausgleich gelang. Allen war klar wie wichtig der dritte Durchgang sein würde. “Ich habe einfach gedacht, dass ich jetzt nicht wieder so spielen durfte wie beim letzten Direktduell, also musterhaft und teilweise zu harte Schläge”, äusserte sich Noe zu seinem Gedankengang in der Satzpause.

 

Was danach folgte war wohl der beste Satz, den Noe im gesamten Turnier gespielt hatte. Mit starken Variationen (vor allem in den Aufschlägen), knallharten Vorhandtopspins und der nötigen Geduld gegen das starke Blockspiel seines Kontrahenten demonstrierte das Zürcher Ausnahmetalent sein ganzes Können und fegte Vepa mit 11:3 regelrecht von der Platte. Und damit platzte der Knoten. Gleich zu Beginn des vierten Durchgang erarbeitete sich Noe einen Vorsprung, den Vepa, trotz Time-Out, nicht mehr aufholen konnte. Und dann, um 16:27 Uhr, war es nach 15 Jahren (als Anna Frey bei den Mädchen U18 triumphierte) endlich wieder soweit: Beim Stande von 10:5 servierte Noe lang in die Vorhand. Vepas Topspin landete im Aus und der darauffolgende Jubel vom YSZ’ler war eine Mischung aus enormer Erleichterung und unbegrenzter Freude darüber endlich seinen ersten Einzeltitel auf nationaler Ebene geholt zu haben.

 

“Der Match war sehr anstrengend und ich musste hart kämpfen. Ich bin sehr froh darüber endlich meinen Angstgegner Abishek geschlagen zu haben und Erster geworden zu sein”, kommentierte Noe, der, bei der Trainerbank angekommen, sich völlig erschöpft auf den Boden schmiss. Erfolgscoach Markus war verständlicherweise ebenfalls sehr zufrieden mit der Leistung seines Schützlings: “Noe war vom ersten Ballwechsel weg nur aufs Spiel fokussiert und war auch dank der Videoanalyse von Julian sehr gut auf dieses Spiel vorbereitet. Es war wirklich in jedem Match eine von A bis Z tolle Leistung!”

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Freudestrahlend betrat der 13-jährige Stadtzürcher, der, seit seinem Eintritt im Verein vor fünf Jahren, jede Saison unglaubliche Fortschritte gemacht hat, dann am späten Nachmittag die oberste Stufe des Podests. “Das Gefühl war einmalig“, beschrieb Noe, der an der Nachwuchs SM in einem Monat damit wohl erneut der Kronfavorit sein wird, den Moment, als ihm dann endlich die langersehnte Goldmedaille umgehängt wurde. 

 

The moment 

An dieser Stelle noch vielen Dank an den TTC Veyrier für eine erneut tolle Organisation des Wettbewerbs und herzliche Gratulation im Namen des ganzen Vereins an Noe, Severin und Jill zu den Leistungen, die sie, sowohl am Top 24, als auch an der Top 8, an die Platte gebracht haben!

 

Fotos zum Turnier

Highlights von Noe-Severin

 

 

Resultatübersicht

1. Rang U13 Knaben: Noe Keusch

5. Rang U13 Knaben: Severin Scherer

6. Rang U15 Mädchen: Jill Wildberger