Zum Abschluss eines unvergesslichen 2023 gab es für YSZ am dritten Adventswochenende nochmals erstklassiges Tischtennis zu sehen, denn das Fanionteam der Herren holte noch ihre Spiele aus der Hinrunde gegen Rapperswil-Jona und Rio-Star Muttenz nach. Die Equipe um Noe Keusch, Thilo Vorherr und Filip Karin wusste, dass sie mit zwei Siegen das Playoff-Rennen nochmals richtig anheizen und dabei selber noch mitreden würden.

 

Am Samstag beim Partnerverein starteten die Stadtzürcher das Kellerduell in der Favoritenrolle. Und dies konnten die YSZ’ler gleich bestätigen. Vorherr hielt Numa Ulrich komfortabel im Schach, während Karin im (bald nicht nur) gefühlten hundertsten Aufeinandertreffen mit Denis Bernhard souverän mit 3-1 die Oberhand behielt. Der YSZ-Captain erzielte somit erstmals vier Siege in Serie gegen seinen Dauerrivalen. Auftakt nach Mass! Und genau wie in der Vorwoche beim Auswärtsspiel gegen Neuhausen wussten die Gäste drauf aufzubauen.

So bekundete Karin gegen Ulrich im Duell der ex-Wädenswiler einzig im mit 14-16 sehr bitter verlorenen zweiten Satz Mühe und erhöhte auf 3:0. Auf dem Nebentisch präsentierte sich Keusch ebenfalls von seiner besten Seite. Das YSZ-Aushängeschild erholte sich schnell vom Rückschlag des abgegebenen ersten Durchgangs und bezwang Rappi’s neue Nummer eins in vier Sätzen. Vorentscheidung? Würde man meinen, aber nach den Ereignissen in Neuhausen, als aus einem komfortablen 5:0 beinahe noch ein Unentschieden resultierte, wollte kein YSZ-Anhänger den Tag vor dem Abend loben.

 

Glücklicherweise gab es diesmal kein Herzschlagfinale. Zwar unterlag Vorherr Guman chancenlos. Doch Keusch tat sich mit Bernhard keine Blösse und zeigte - nach einer kurzen Pause - auch im Doppel an der Seite Karin’s eine im Grossen und Ganzen sehr gute Leistung. Der nächste Viersatz-Erfolg war gleichbedeutend mit dem 6:1-Endstand und dem zweiten Saisonsieg der Young Stars. Es war zudem ein geschichtsträchtiger Sieg, denn für unser Fanionteam war es der allererste Auswärtserfolg gegen Rapperswil’s erste Garde. Nach dem anschliessenden Abendessen in der mundArtbeiz (hier waren die YSZ’ler im April gewesen, als die News über den vollbrachten Aufstieg durchgesickert war) mit ihren sympathischen Gastgebern zeigte sich Captain Karin auch sehr zufrieden: “Ich denk es war ein gutes Spiel von uns. Thilo und ich konnten zu Beginn die wichtigen Siege gegen Numa und Denis holen, was uns einen ersten Vorsprung brachte. Und als Noe gegen Guman gewann, wussten wir dann wir sind auf einem guten Weg. Und das Doppel war ebenfalls gut, wir haben im dritten Satz zwar den Fokus verloren, konnten uns aber anschliessend fangen.”.

 

 

Rapperswil-Jona 1:6 Young Stars ZH

Denis Bernhard (A19) 1-3 Filip Karin (A20): 7-11, 11-6, 4-11, 8-11

Numa Ulrich (A19) 0-3 Thilo Vorherr (A20): 8-11, 9-11, 7-11

Martin Guman (A20) 1-3 Noe Keusch (A19): 12-10, 5-11, 9-11, 8-11

Ulrich 1-3 Karin: 5-11, 16-14, 5-11, 2-11

Bernhard 0-3 Keusch: 6-11, 8-11, 9-11

Guman 3-0 Vorherr: 11-3, 11-6, 11-2

Ulrich/Guman 1-3 Karin/Keusch: 9-11, 7-11, 11-5, 9-11

 

 

24 Stunden später gastierte im letzten Match des Jahres mit Rio-Star Muttenz der ehemalige Verein von Karin und Vorherr in einer randvollen Turnhalle Riesbach. Gerade für unseren Captain war dies ein ganz spezielles Spiel, hatte er nicht nur mit allen drei Widersachern mal in einer Mannschaft gespielt, sondern auch mit einem ihrer Trainer. Doch wie schon so oft diese Saison ging der Start für unsere zwei ex-Muttenzer nach hinten los.

 

In einem sehr attraktiven Match musste sich Vorherr Pelz in vier Sätzen geschlagen geben, dies nachdem er am Schluss einen hohen Vorsprung preisgab. Noch bitterer erging es Karin. Im Aufeinandertreffen der Captains hatte der YSZ’ler beim Stand von 1:0 und 9-7 den zweiten Durchgang auf dem Schläger, musste aber den Ausgleich hinnehmen und vergab im dritten Satz dann ein 6-1! Mit dieser Niederlage schien er anfangs dann auch gegen Pelz noch zu hadern, erspielte sich der Deutsche schnell eine 6:2-Führung. Angetrieben vom Publikum übernahm Karin aber nun das Spieldiktat und dominierte die Rückhand-Duelle nach Belieben. Mit einem am Ende sehr eindeutigen 3:0 bezwang er seinen früheren Teamkollegen (in diesem Fall jedoch bei Neuhausen) und feierte seinen ersten Sieg diese Saison vor heimischer Kulisse - zur grossen Erleichterung aller Zürcher.

 

Leider währte die Freude nur kurz. Denn Keusch verlor nach einer umstrittenen Szene mitten im vierten Satz gegen Cédric Tschanz komplett den Faden und das 1:3-Resultat in diesem Einzel war auch gleichbedeutend mit der 1:3-Hypothek fürs Heimteam. Schlimmer noch, bei Vorherr, der das ganze Wochenende nicht im Vollbesitz seine Kräfte war, war der Tank nach dem ersten Satz gegen Tschanz endgültig leer. Erstmals in seiner Karriere musste der Basler im Zürcher Diensten ein Spiel abbrechen - zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Damit war für YSZ schon mal nicht mehr als Unentschieden möglich und selbst dafür mussten alle restlichen Spiele gewonnen werden. Darunter begann sogar die Atmosphäre im Seefeld ein wenig zu leiden. Grosser Druck lastete nun auf den Schultern von Keusch in seinem Duell mit Pedro Osiro.

Das YSZ-Aushängeschild hatte erst einmal gegen den vielfachen früheren Nachwuchsschweizermeister gespielt - im Viertelfinal der Elite SM im März. Doch die Ankunft von YSZ-Legende (und ex-Muttenzer) Dominik Moser, vier Tage nach der Geburt seines Sohnes (nochmals herzliche Gratulation an dieser Stelle), brachte nochmals unglaubliche Stimmung ins Riesbach. Und diese trieb dessen Nachfolger auch zu ausserirdischen Leistungen. Nach fünf hoch dramatischen Sätzen feierte Keusch einen sehr schönen Erfolg und hielt sein Team in der Partie. “Noe ist es heute gelungen sich super auf die Aufschläge und das Rückhand-Rückhand-Spiel von Pedro einzustellen”, so Coach Markus Baumann über die gelungene Revanche.

 

Nach einer zehnminütigen Pause ging es dann weiter mit dem Doppel, wo Karin und Keusch auf die bisher unbesiegten Tschanz/Pelz trafen. Der Startsatz ging trotz toller Aufholjagd verloren und als die Muttenzer nachdoppelten schien die Sache gegessen zu sein. Doch unsere Jungs waren natürlich nicht bereit die Niederlage zu akzeptieren und so begann eine Comeback für alle Ewigkeiten. Satz drei war ein Zürcher Durchmarsch und im Vierten gelang ihnen mit 11-9, nach zwischenzeitlichem 1:4-Rückstand der Ausgleich. Momentum bei den Zürchern? Nicht ganz, Pelz und Tschanz führen beim Seitenwechsel mit 5-2. Sollte das Comeback vergeblich gewesen sein? Mit dem Rücken wieder zur Wand schalteten Karin und Keusch aber nochmals drei Gänge hoch und gewannen einen Ballwechsel nach dem anderen, wobei besonders Karin das Publikum mit Zauberschlägen aus allen möglichen Winkeln begeisterte. Mit 11-7 ging der Satz und damit der Sieg an YSZ und das Riesbach explodierte regelrecht! “Wir haben einfach alles geben, immer dran geglaubt und konnten auch das umsetzen, was Markus uns gesagt hat”, äusserte sich Karin zum episch-legendären Sieg.

 

Zwei Einzel standen noch bevor: Karin-Tschanz und Keusch-Pelz. Beide mussten gewonnen werden, damit YSZ eines der grossartigsten Jahre der Vereinsgeschichte mit einem letzten Erfolgserlebnis beenden könnte. Doch von dem schien man schnell Lichtjahre entfernt zu sein. Tschanz, dem 2023 nach langer Verletzung ein ausserirdisches Comeback gelungen ist (auf das auch sein Vorbild Rafael Nadal stolz wäre), dominierte die Anfangsphase nach Belieben und ging hatte sofort eine 2:0-Führung auf dem Konto. Aber nicht zum ersten Mal an diesem Abend sollte sich das Blatt wenden. Karin packte nochmals sein ganzes Repertoire aus und erkämpfte sich in Extremis noch einen Entscheidungssatz. Und auf dem Nebentisch konnte Keusch ebenfalls zweimal einen Satzrückstand wettmachen und einen fünften Durchgang erzwingen. Zwei Sätze vom Unentschieden - der füdliblutte Wahnsinn! Als der Teenager hier dann mit 4-0 in Führung ging, konnte das Heimteam das Remis sogar schmecken. Aber mehr als eine Kostprobe wurde es nicht. Denn der Deutsche spielte nun seine ganze Klasse aus und gewann die nächsten neun Punkte, während auf dem Nebentisch Tschanz am Schluss beim Stand von 8-8 die besseren Nerven hatte. Wenige Augenblicke später brachte Pelz seinen Vorsprung über die Ziellinie zum 3:6-Endstand. So blieb den grenzenlos enttäuschten Zürchern nichts mehr übrig, als ihren Muttenzer Gegenübern zum Erfolg zu gratulieren.

 

“Es ist nicht zu fassen, dass wir schon zweimal solches gesundheitliches Pech haben”, resümierte YSZ’s Vizepräsident Emre Imamoglu (der Gründer des Projekts “Rising Stars”) das offizielle Ende der Hinrunde, “Aber alles in allem bin ich zufrieden mit dem Wochenende. Der Sieg am Samstag war sehr gut und ich hab mich auch gefreut diesen live erlebt zu haben. Der Sonntag war eines der besten Spiele, die ich je gesehen habe und unsere Jungs haben trotz der Aufgabe von Thilo bis zum bitteren Ende gekämpft und das Unentschieden erst im letzten Satz verpasst. Ich bin einfach nur froh, dass - anders als in Lugano - ein Grossteil des Vereins dabei war und sehen konnte was für ein abnormales Team die drei sind. Da können wir als Club wirklich nur stolz sein! Glückwunsch noch an Muttenz zum Sieg.”

 

 

Young Stars ZH 3:6 Rio-Star Muttenz

Thilo Vorherr (A20) 1-3 Pekka Pelz (A20): 11-8, 3-11, 4-11, 10-12

Filip Karin (A20) 1-3 Pedro Ryu Osiro Shinohara (A20): 11-5, 9-11, 8-11, 10-12

Noe Keusch (A19) 1-3 Cédric Tschanz (A20): 12-14, 11-6, 6-11, 5-11

Karin 3-0 Pelz: 11-9, 11-5, 11-6

Vorherr 0-1 Tschanz: 5-11, ret.

Keusch 3-2 Osiro Shinohara: 11-9, 8-11, 11-7, 7-11, 11-5

Karin/Keusch 3-2 Pelz/Tschanz: 9-11, 6-11, 11-3, 11-9, 11-7

Karin 2-3 Tschanz: 6-11, 1-11, 11-9, 11-9, 8-11

Keusch 2-3 Pelz: 9-11, 11-7, 4-11, 11-7, 7-11

 

 

Somit überwintert YSZ - bei seiner Rückkehr in die höchste Schweizer Liga - auf Platz sieben, drei Zähler vor Schlusslicht Rapperswil, aber auch deren sechs hinter dem letzten Playoff-Platz. “Gut mit Steigerungspotenzial”, äusserte sich Karin zur Hinrunde, “Es wäre sicher mehr möglich gewesen. Wir waren in so vielen Matches nah dran, so viele knappe Sätze verloren. Dann noch die krankheitsbedingten Ausfälle von Thilo heute und natürlich ich am ersten Spieltag. Aber eben, wir waren gegen niemanden chancenlos und mit mehr Kaltblütigkeit hätte da mehr hinausschauen können. Die Liga ist nun mal sehr ausgeglichen mit einem sehr hohen Niveau dieses Jahr.”

 

Ähnlich fiel auch das Fazit von Keusch, der nach Spielende frustriert auf dem Boden sitzen blieb: “Der Start war sehr unglücklich, dass wir als Team krank waren und trotzdem so nahe am 5-5 waren. Unsere Leistung hat sich aber nachher sehr verbessert, genau wie unser Mannschaftsgeist. Ich find wir sind ein sehr lockeres, aber auch seriöses Team und das macht es genau aus bei YSZ. Mit mir selber bin ich auch zufrieden, zuhause konnte ich teilweise nicht so gut spielen wie auswärts, aber das ist mehr ein mentales Problem, welches ich fixen werde.”

Aufgrund seiner Resultate in der Hinrunde (eine 8:9-Bilanz für jemanden, der noch nie in der NLA/STTL gespielt hat, kann sich definitiv lassen) hat der 16-Jährige nun auch den nächsten Meilenstein seiner noch sehr jungen Karriere erreicht: im neuen Jahr wird Keusch erstmals A20 klassiert sein! Bereits in diesem Alter ist dies in den letzten zehn Jahren sonst nur dem amtierenden Schweizermeister Elias Hardmeier (Baumann’s einstiger Schützling) gelungen!